© 03.02.2023 - Gisela Henke

Ranz und Zucht

Ranz Kommt der Rüde in die Ranz, wachsen seine Hoden bis Kirschgröße an, sein Fell wird stumpf (ranzig) und er markiert. Dabei rutscht er über alle Unebenheiten drüber und markiert sie mit Urin. Beim Weibchen schwillt die Vulva an. Sie ist zu Beginn der Ranz erst erbsgroß und rosa, sie kann aber bis gut kirschgroß und dann blass rosa bis weiß werden. Auch die Fähen markieren ihr Revier mit Kot und Urin und mittels “Drüberrutschen”. Die Schenkelinnenseiten und der Bauch der Fähe sind naß durch Urin und Schleim aus der Vulva. Rüde und Fähe sind in dieser Zeit sehr unruhig, und sie fressen nur das Notwendigste, oder sie werden extrem anhänglich. Eigentlich sollte die Vulva der Fähe während des Sommers mehrmals an- und abschwellen, so dass die Ranz zwischendurch zurückgeht, doch meist bleibt die Fähe mit kleinen Schwankungen bis zum Herbst, wenn die Tage kürzer werden, in der Ranz. Dies läuft nur in den seltensten Fällen ohne Probleme ab. Meist kommt es zur sog. Dauerranz mit hochgradiger Anämie, Blutgerinnungsstörungen (Blut im Urin) und Leberproblemen. Die Fähe nimmt ab und verliert ihre Grannenhaare, das Fell wird "plüschig". Deshalb wird, auch aus psychischen Gründen für Rüde und Fähe geraten, sie bei Einsetzen der Ranz kastrieren zu lassen. Will der Besitzer unbedingt züchten, soll er seine Fähe möglichst früh im Frühjahr belegen lassen: einmal aus oben genannten Gründen, und außerdem sind die später geborenen Nachkommen im kommenden Frühjahr zu jung zur Zucht, da sie unabhängig vom Alter im Frühjahr in die Ranz kommen. Sie sind zwar geschlechtsreif, aber noch nicht zuchtreif. Ein 4 Monate alter Rüde weiß mit der Fähe noch nichts anzufangen, und die Fähe ist natürlich noch zu unreif für eine Trächtigkeit. Zum Decken wird die Fähe für ein paar Stunden zum Rüden gegeben. Die Besitzer der Fähe müssen genau über den Decktermin Bescheid wissen, um sich danach den Wurftermin ausrechnen zu können. Der Deckakt selbst scheint für uns eine ziemlich brutale Angelegenheit zu sein. Rüde und Fähe müssen eine Weile "gehangen" haben und nach dem Deckakt muss eine ca. erbsgroße Öffnung in der Vulva zu sehen sein. Ca. 2-3Tage nach dem Deckakt fängt die Vulva an zu schrumpfen, sie ist nicht mehr so prall. Ist dies spätestens nach einer Woche nicht der Fall, kann noch einmal nachgedeckt werden. Hat die Fähe aufgenommen, legt sie jetzt gut Gewicht zu. Bitte aber nicht zu fett füttern, da sie sonst Schwierigkeiten bei der Geburt hat. Mit Beginn der 4. Woche , d.h. ab dem 21. Tag lassen sich die ca. kirschgroßen Fruchtkugeln gut ertasten und durchzählen. Bei negativem Tastbefund ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Fähe nur scheinschwanger ist. Einige Tage später läßt sich auch bei tragenden Tieren nur noch eine diffuse Umfangsvermehrung ertasten. Am Tag vor dem Werfen senkt sich die Gebärmutter, der Bauch erscheint birnenförmig. Temperaturmessungen zum Bestimmen des exakten Geburtstermins sind unsicher, da die Temperatur bei Unruhe extrem steigen kann. In der Nacht vom 41. zum 42. Tag findet i.d.R. die Geburt statt. Hat die Geburt nicht spätestens am 43.Tag eingesetzt oder sind bei unklarem Decktermin im Röntgenbild bereits Welpen sichtbar und ist die Milch eingeschossen, muss ein Kaiserschnitt gemacht werden. Vorher natürlich noch einmal durchtasten, ob die Fähe nicht evtl. nur scheinschwanger war. Beim Kaiserschnitt entfernen wir grundsätzlich Eierstöcke und Gebärmutter mit, ohne dass es bis jetzt zu Problemen gekommen wäre. Welpen und Mutter müssen "wachgerubbelt" und dann gut warmgehalten werden bis die Mutter sich um die Babys kümmert bzw. der Milchfluß einsetzt. Ggf. muss in der Zwischenzeit mit Aufzuchtmilch oder Glukoselösung ausgeholfen werden. Auch bei einer normalen Geburt kann eine anschließende Totaloperation notwendig werden, wenn sich die Gebärmutter nicht richtig zusammenzieht und noch ein Rest der Nachgeburt zurückgeblieben ist. Aus diesem Grunde kommt es zu nachfolgendem Milchmangel. Welpen und Mutter kommen dann nicht zur Ruhe, das typische "Nestgezwitscher" fehlt, die Welpen quietschen lautstark. Nach unseren Erfahrungen kann ein Wehenmittel dies verhindern, wenn es prophylaktisch nach abgeschlossenem Geburtsvorgang gegeben wird. Hat ein Besitzer zwei unkastrierte Fähen, die gleichzeitig im Frühjahr in der Ranz sind, und die sich gut verstehen (Geschwistertiere), bietet es sich an, die eine Fähe scheinschwanger werden zu lassen und die andere einzudecken. Beide Fähen ziehen dann gemeinsam einen Wurf groß, was sehr viele Vorteile bietet. Leider kommt es aber auch vor, dass Jungtiere von der Ziehmutter totgebissen werden. Neugeborene Frettchen (5-10g) überleben nicht bei Handaufzucht trotz intensiver Pflege. Es muss also nach einer Amme gesucht werden, auch wenn z.B. die Mutter erst einige Tage nach der Geburt verstorben ist. Eine Fähe, die putzt und wärmt, ist auch noch sehr hilfreich bei der Aufzucht, wenn die Welpen ihre Mutter ca. in der 3.Woche verlieren, oder zur Unterstützung der Mutter. Soll die Ranz aus irgendwelchen Gründen unbedingt unterbrochen werden, kann dies mit einer eisprungauslösenden Spritze (Primogonyl® (HCG) 100i.E. exakt i.m.) versucht werden. Doch der Nachteil ist, dass die Ranz dann erst nach ca. 14 Tagen zurückgeht und eine Wiederholungsspritze nicht gut vertragen werden kann. Ein kastrierter Rüde kann ebenso durch seinen Deckakt einen Eisprung auslösen. 6 Wochen später ist dann die "Scheingeburt". Die Fähe verläßt kaum noch ihr Nest und sie schleppt alles Mögliche mit in ihr Nest: Quietschespielzeug, Partnertiere, aber sie versucht auch den Besitzer zu "schleppen" (was ganz schön schmerzhaft sein kann). Nach ca. 14 Tagen kommt die Fähe wieder in die Ranz. Eine Gestageninjektion zur Unterbrechung der Ranz provoziert eine Gebärmuttervereiteung. Mit Progesterontabletten als Dauermedikamentation haben wir ganz gute Erfahrungen gemacht.
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